Großer Irrtum: Gin kommt gar nicht aus England?

Diese Diskussion wird in Bars und um Freundeskreis oft geführt: woher kommt der Gin? Selbst begeisterte Fans verbinden ihn durch seinen Geschmack und den Charakter gern mit England, Schottland oder auch Irland. Viele Briten bekennen sich gern zum Gin und loben ihn als eine Art Nationalgetränk. Der eigentliche Ursprung befindet sich aber in den Niederlanden im 16. Jahrhundert. Hättest du es gewusst?

Die Geschichte des Gins

Die Holländer haben also den Gin erfunden und stellten ihn unter dem Namen Genever her. Bekannt wurde er im 80-jährigen Krieg auch für andere Nationen. Der Krieg wurde zwischen Spanien und den Niederländern ausgetragen. Die Briten waren allerdings mit den Niederlanden verbrüdert und kamen erstmals in Berührung mit dem Wacholderschnaps. In dieser Zeit entstand auch die Redewendung „Dutch courage“ die heute noch frei übersetzt bedeutet, „sich Mut antrinken“. Die mutigen Holländer haben also Spuren in England hinterlassen und ein begehrtes Getränk verbreitet.

Im 17. Jahrhundert wurde Wilhelm von Oranien-Nassau zum König von England und brachte auch den Gin in ein neues Zeitalter. Er förderte seine Produktion. Jeder durfte den Gin destillieren, ohne dabei eine Genehmigung vorzuzeigen. Gleichzeitig erhöhte der König den Import-Zoll für andere Spirituosen. Wein oder Brandy war deutlich teurer als der örtlich angesetzte Gin. Bier und Wein bekamen zudem höhere Steuern aufgebrummt. All das führte dazu, die Gin-Produktion in England explodieren zu lassen. Nahezu jeder wollte sich als Gin-Brenner versuchen – wenn auch in der heimischen Badewanne mit Zusatz von Wacholderöl.

Was ist Gin eigentlich?

Die Briten bekennen sich bis heute zum Gin. Seine leichte Form der Herstellung erlaubt es, dass im 18. Jahrhundert etwa 1500 illegale Brennereien zu zählen waren. Über 7500 Shop führten verschiedenen Gin im Sortiment. Man könnte sagen, die Briten tranken ihn förmlich wie Wasser. Doch was ist Gin eigentlich? Im Gegensatz zu vielen Annahmen, wird der Gin nicht aus Wacholderbeeren selbst gebrannt. Es handelt sich um einen recht einfachen Getreidebrand, der aber mit Zusatzstoffen aromatisiert wird. Zu diesen gehören Wacholderbeeren, Süßholz, Koriander oder auch andere Gewürze. Mit einem Alkoholgehalt von über 40 Prozent gehört er aber nicht mehr zu den Likören. Beim Brennen vermischt du den aromatisierten Reinalkohol nochmals mit Wasser und destillierst das Ganze. Schon ist der Gin fertig.

Heute ist er gesellschaftlich anerkannt

Erst im folgenden Jahrhundert bekam der Gin seine gesellschaftliche Anerkennung. England erhob sich langsam aus dem Ginwahn und brachte das Getränk nach Amerika. Auch hier stellt man sich gerne einen guten Tropfen Gin ins Regal. An der Bar muss sich der Gin gegen Wodka oder auch Tequila durchsetzen. Ein Longdrink wird ihm aber immer erhalten bleiben: der ursprüngliche Martini. Ist auf der Cocktailkarte nämlich nur von einem Martini die Rede und nicht von einem Wodka-Martini – so wird er mit Gin angerührt und bleibt ein echter Klassiker. Nicht zuletzt ist er durch seine vielen Aromen beliebt. Der Wacholder bleibt natürlich Kernpunkt im Geschmack. Der Gin lässt sich aber mit vielen anderen Aromen und Gewürzen versetzen. So hat jede Mischung ihren ganz eigenen Charakter und passt entsprechend zu anderen Cocktails. Oder doch lieber Gin pur? Das bleibt dir überlassen.